Truppenübungsplatz RalskoBeigetragen:
Vítězslav KusDer ursprüngliche Truppenübungsplatz Ralsko erstreckte sich auf der Fläche von 250 km2 zwischen Česká Lípa, Strá pod Ralskem und Mnichovo Hraditě.
Nach dem Münchener Abkommen in 1938 erwarb das ganze Gebiet Ralsko die deutsche Wehrmacht, die dort in 1945 den Flughafen Hradčany aufbaute. Die amerikanischen Luftangriffe beschädigten den Flughafen kurz vor dem Kriegsende. Die Tschechoslowakische Armee beendete die Arbeiten an dem Flughafen nach dem Krieg. Die Russen vergrößerten in den 80er Jahren die Landebahn auf eine Gesamtlänge von 2,7 km und Breite von 90 m, so dass dort auch die Raumfähre Buran landen konnte. Bis heute zählt zu den größten in Mitteleuropa.
Das Kriegsende brach mit sich auch die Vertreibung von Reichs- und Sudetendeutschen Bevölkerung und Besiedelung von neuen Einwohnern. In 1946 beschloss die Regierung jedoch, dass dort ein Truppenübungsplatz eingerichtet wird und nach 2 Jahren wurden wieder insgesamt 15 Orte innerhalb von 1947 und weitere 3 Orte von 1950 bis 1951 ausgesiedelt.
Die Tschechoslowakische Armee aufbaute innerhalb von nächsten Jahren weitere militärische Anlagen wie Forschungspolygon für Testen von verschiedenen Munitionen, Munitionslager, Panzerschießplätze idlov und Bělá, die Garage für Atomsprengkopfschlepper und streng geheime Atomsprengkopflager.
Nach der Invasion und anschließender Okkupation der Tschechoslowakei von Warschauer Pakt Truppen besiedelte Ralsko bis 1991 die Rote Armee.
Im Zusammenhang mit den Truppenübungsplätzen in der Tschechischen Republik wird oft die Meinung geäußert, dass diese Gebiete eigentlich vor negativen äußeren Einflüssen geschützt waren und damit die Umweltdevastation verhindert wurde.
Das gilt aber nur für die Teile der Truppenübungsplätze, die für keine militärische Zwecke ausgenutzt wurden. Dort wurden in einer unberührter Landschaft zahlreiche Pflanzen behaltet, die man anderswo schon nur sehr selten findet.
Dagegen auf den Gebieten, wo die Truppen direkt tätig waren (ca. 25% von dem Gesamtgebiet Ralsko) zeigte sich die Rücksichtslosigkeit der Roten Armee zu der Umwelt. Zum Beispiel innerhalb von Flughafen Hradčany wurden an verschiedenen Stellen Kraftstoffe, Raketenbrennstoff, Öl und Chlorstoffe gelagert, und zwar in einer Weise, die den Regelungen nicht entsprach. Demzufolge sind Erdboden und Bodenwasser stark kontaminiert durch Schwermetalle, Erdöl und weitere lebensgefährliche Stoffe.
Nach dem Kaltkriegsende wurde eine der Prioritäten tschechoslowakischer Regierung der Abzug von sowjetischen Truppen aus der Tschechoslowakei. Nach zahlreichen Verhandlungen unterschrieb die sowjetische Regierung im Februar 1990 ein Abkommen über den Abtritt von sowjetischen Truppen und der letzte sowjetische Soldat verließ Ralsko im Mai 1991.
Nach dem Auszug von sowjetischen Truppen wurde der Truppenübungsplatz Ralsko in 1991 aufgelöst. Am 1. Januar entstand der Ort Ralsko durch Vereinigung von neun Ortschaften aus dem Gebiet des Truppenübungsplatzes. Ralsko ist nach Prag mit seiner 170 km2 der zweitgrößte Ort der Tschechischen Republik.
Von 1993 bis 2004 verlief eine Sanierung des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Über 120 Tausend Stück Munition wurde aufgesucht und vernichtet. Weiterhin verläuft die Dekontamination von verschmutztem Erdboden und Bodenwasser. In 1995 wurde die Identifikation verschiedenen Vermögens beendet und begann die Umschreibung an neue Orte und neue Benutzer.
Ehemalige militärische Gebäuden wurden zurzeit in beschränkter Maße geschäftlich ausgenutzt. Der Flughafen Hradčany wird zur sportlichen Zwecken genutzt, es wurden hier auch Filme Tmavomodrý svět und Stalingrad gedreht. Auf dem Gebiet des Panzerschießplatzes idlov wurde ein Wildgarten errichtet. Weitere Pläne, wie zum Beispiel Aufbau von einer Testbahn für koda Auto, wurden noch nicht realisiert.
Nach Ralsko kehrt nach mehr also 40 Jahren Isolation ein normales Leben zurück. Im Gegensatz zum tschechischen Gesamtdurchschnitt steigt in Ralsko die Bevölkerungszahl sehr schnell. Die verlassenen Truppengebäude werden in moderne Wohnungen umgebaut. Die meisten Bewohner fahren zur Arbeit nach Mladá Boleslav. Trotzdem ist die Arbeitslosigkeitsrate in Ralsko immer höher als in der Umgebung. Die Stadt versucht in Zusammenarbeit mit der Agentur CzechInvest die Industriegebiete auf ehemaligen militärischen Geländen aufzubauen und damit ausländische Investoren nach Ralsko anzuziehen
Zu den Nachteilen, die einen schnelleren Aufstieg von Ralsko bremsen, zählen veraltete Infrastruktur, unbeendete Privatisierung, und Risiken von noch nicht entfernten Minen, Sprengstoffen und anderem gefährlichen Material.
Ein weiteres Problem, das Ralsko noch nicht lösen konnte und das die gut erhaltene Umwelt gefährdet, ist das Rasen von verschiedenen Auto- und Motorradbanden durch die Waldwege des ehemaligen Truppenübungsplatzes. Sie beachten die Einfahrtsverbote in den Wald nicht und denken, dass in den Gebieten, die für Jahrzehnten geschlossen waren, ist heute ihnen und ihrer teueren Fahrzeugen alles erlaubt. Am Ende zitieren wir aus dem Artikel von Petr Korbel in der Zeitschrift Ekonom:
Etwas muss man damit machen. Es wäre Schade, wenn das, was weder die deutsche Wehrmacht noch die Rote Armee vernichtete, wurde bei verrückter einheimischer Oktanliebhaber zerstört.Quellen:
http://www.ceskalipa.cz/info/vojensky-vycvikovy-prostor-ralsko-a-letiste-v-hradcanech/menu/pruvodce-regionem
http://moderniobec.ihned.cz/1-10002840-13685510-C00000_detail-20
http://www.podzemi-cma.cz/prostory/ralsko/
http://ralsko.novybor.com
http://www.mikroregionpodralsko.cz/obsah.php?obsah.18
http://www.radio.cz/cz/clanek/5902/limitEingegeben: 12.7.2005